Gutleutstraße

Von hier aus können wir in die Gutleutstraße sehen. Wir wollen heute auf zwei Gebäude hinweisen, die alle sehen, vielleicht sogar kennen – deren Geschichte aber nicht deutlich erkennbar ist.

Gutleutstraße 10

In dem ehemaligen Siemens-Haus war von 1936 bis 1941 das Hauptquartier der Gestapo Frankfurt untergebracht. Siemens, damals wie heute auch ein berüchtigter Waffenproduzent stellte der Gestapo dieses Haus zur Verfügung. Der Haupteingang dieses großen Komplexes war in der Zeit in der Bürgerstraße 22 , der heutigen Wilhelm-Leuschner-Straße. Die Diensträume der Gestapo waren im 5. Stock – in den Kellern befanden sich die Folterstätten und Zellen. Bis vor einigen Jahren waren sie von der Rückseite des Gebäudes noch einzusehen.

Die Geheime Staatspolizei, kurz Gestapo, war eines der wichtigsten Herrschaftsinstrumente des Nationalsozialismus.  Wesentliche Aufgaben der Gestapo waren die Überwachung der Gesellschaft und die Verfolgung der Gegner*innen des NS-Regimes. Damit wurden aus politischen Gründen u.a. Kommunist*innen und Sozialdemokrat*innen und aus rassistischen Gründen insbesondere Jüdinnen und Juden von ihr verfolgt. Auch arbeitete die Gestapo eng mit der Reichskriminalpolizei zusammen und verfolgte Sinti und Roma, Homosexuelle und sogenannte »Asoziale«. Während des Krieges kam die Überwachung der Zwangsarbeiter*innen zu den Aufgaben der Gestapo. Misshandlungen, Erschießungen und Erhängungen waren an der Tagesordnung. Die Einweisung in Konzentrationslager konnte ebenso durch die Gestapobeamten selbst angeordnet werden. Zum Wirkungsbereich der Frankfurter Gestapo gehörten auch der Bezirk Fulda/Werra und Wiesbaden.

Bis 1936 waren die Diensträume der Frankfurter Gestapo im Polizeipräsidium. Das Siemenshaus wurde dann am 20. Juli 1936 bezogen. Von hier gingen die zahlreichen Befehle zur Verfolgung und Zerschlagung antifaschistischer Parteien und Organisationen aus. Hier wurde verhaftet und misshandelt. Über die brutalen Vernehmungsprotokolle der Gestapo-Beamten liegen zahlreiche Berichte vor. So heisst es in einem:

„In diesen Räumen wurden Menschen zusammengeschlagen und Aussagen erpreßt. Sie wurden im Beisein eine Arztes geprügelt mitunter bis zur Bewußtlosigkeit. Verhaftete sind bei Verhören durch die Gestapo derart mißhandelt worden, daß sie anschließend starben, in den Kellerzellen Selbstmord begingen, sich die Pulsadern aufschnitten oder erhängten“.

1941 zog die Gestapo-Zentrale in die Lindenstr. 27 ins Westend um.

Gutleutstraße 8-12

Das war bis 1945 das Adolf Hitler Haus der NSDAP. Während des Nazifaschismus saß dort die Kreisleitung der NSDAP und die Nationale Volkswohlfahrt MSV.

Nach dem Krieg wurde diese Gebäude von der ersten, noch antifaschistisch geprägten Landesregierung der KPD übergeben.  Männer und Frauen, die aus den Konzentrationslagern oder in Partisaneneinheiten in anderen Ländern gekämpft hatten, richteten dieses Haus mit Hilfe der Arbeiter*innen des Kupferwerks Heddernheim her. Die Landes- und Kreisleitung der KPD hatte dort ihre  die Räume.

Aber schon in den 1950er Jahren, im beginnenden Kalten Krieg und der neuen Verfolgung von Kommunistinnen und Kommunisten durch das Adenauer-Regime und dem KPD-Verbot 1956, wurde diese linke Zwischennutzung beendet.

Das Land Hessen verlangte seinen Besitz zurück und richtete die Landesbildstelle ein. Schulen und Vereine konnten sich dort z.B. FilmProjektoren u.a. technisches Geräte ausleihen. Nachdem

Gutleutstraße 13

In der Weltwirtschaftskrise 1929 wurde in Gutleutstraße 13 ein Notgefängnis für 300 Gefangene eröffnet. Massenarmut und Obdachlosigkeit führten zum einem derartigen Anstieg von Verhaftungen, dass die „normale“ Gefängniskapazität nicht mehr ausreichte. Ab November 1942 wurde es dann erneut als Gefängnis genutzt

Immer wieder, insbesondere zu Jahrestagen betonen die Regierenden ihre Betroffenheit; meist ist es allerdings Heuchelei. Ansonsten ist eine ganze Zunft von Historikern und Großdeutschlandfans dabei, die Geschichte der deutschen Naziverbrechen endgültig zu den Akten zu legen.

Tatsächlich erinnern an diese Orten in der Gutleutstraße keine Tafeln an die damalige Bestimmung. Denn man soll ja nicht ständig und überall darauf gestoßen werden, dass Faschismus von Kapitalismus kommt und dass die heutigen wie die gestrigen Herren immer gegen die stehen, die für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung kämpfen.

Der Kampf um die Erinnerung, ist ein Kampf um die Zukunft, heisst es richtig. Deswegen ist auch die Erinnerung umkämpft. Dass die Stadtregierung nichts macht, wundert uns nicht. Dass aber die Künsterlerinnen und Künstler, die heute die Basis nutzen und für eine kreative demokratische Stadtkultur stehen wollen, die Geschichte ihres Hauses ignorieren, stösst uns ziemlich auf.