Klapperfeld: Für eine Gesellschaft ohne Knäste

Für eine Gesellschaft ohne Knäste
Rede zum Wandbild am Klapperfeld

Unsere heutige Tour an einige Orte von Widerstand und Repression endet nun am ehemaligen Polizeigefängnis Klapperfeld. Anders als heute, wo wir dieses Haus als ein soziales, kulturelles, aber auch linksradikal politisches Zentrum nutzen, endete zu anderen Zeiten für so manchen auch die eine oder andere Demonstration in diesen Mauern. Seit seinem Bau war dies immer ein Ort der Unterdrückung, Misshandlung und Folter – als Polizeigefängnis oder als Gestapo-Knast, gegen festgenommene so genannte Kriminelle, linke Demonstrierende oder Abschiebehäftlinge. Wir hassen Gefängnisse.

Deswegen hatten wir als Solikomitee zum bevorstehenden RZ-Prozess gegen Sonja und Christian  am 18. März 2012, also heute vor sechs Jahren am bundesweiten Aktionstag der Solidarität mit politischen Gefangenen und gegen staatliche Unterdrückung an diese Front ein großes Transparent befestigt. „Wir werden keine Ruhe geben, bis wir ohne Knäste leben“ stand drauf – denn dieses Transparent war für uns Ausdruck unserer Solidarität und ein deutliches Zeichen gegen Klassenjustiz und staatliche Unterdrückung. Im wahrsten Sinne eine Provokation und ein Hingucker.

Nach dem der Prozess gegen die beiden Genoss/ innen am 12. November 2013 endete war es uns ein Anliegen am Klapperfeld weiter ein Zeichen der Solidarität und kämpferischen Haltung gegen Justiz und Polizei zu setzen.  Und es sollte dauerhaft im Justizviertel sichtbar sein. Wir entschieden uns für diesen Schwerpunkt der Verweigerung der Zusammenarbeit mit den Repressionsorganen: gegen Kollaboration und Verrat.

„Für eine Gesellschaft ohne Knäste“
„Keine Zusammenarbeit mit Justiz und Polizei“

Und wo wäre es angebrachter das deutlich zu machen als eben am ehemaligen Gefängnis Klapperfeld durch ein großes Wandbild mit den Porträts von zwei Genoss*innen, die für eine von Kapitalismus und Unterdrückung befreite Welt kämpften – und die im Zuge dieses ihres/unseres Kampfes auch im Gefängnis Klapperfeld inhaftiert waren. Beide sprechen stellvertretend für Tausende, die zu unterschiedlichen Zeiten in Frankfurt lebten und kämpften.

Hans Schwert war Kommunist und wurde im August 1936 verhaftet, mehr als ein Jahr lang war er in den Händen der Gestapo, im Klapperfeld und wurde gefoltert um ihn zum Aussagen zu zwingen.

Andrea Wolf war in den Bewegungen der 1980er und 1990er Jahren in Frankfurt aktiv und auch mehrfach deshalb im damals als Polizeigefängnis genutzten Klapperfeld. Später schloss sie sich als Internationalistin der kurdischen Frauenarmee an, um gemeinsam zu kämpfen. Sie trug dort den Kampfnamen Ronahi. Am 22. Oktober 1998 geriet ihre Guerillaeinheit in einen Hinterhalt der türkischen Armee und wurde gemeinsam mit 24 weiteren Kämpfer/innen getötet.

Ihre Entscheidung, nach Kurdistan zu gehen hat, ist auch heute aktuell. Zahlreiche linke Aktivist*innen haben sich in den vergangenen Jahren entschieden, nach Rojava zu gehen und Teil des Befreiungsprozesses zu werden. Die Verteidigung dieses emanzipatorischn Projekts gegen den militärischen Angriff der Türkei auf Afrin ist auch heute ein Brennpunkt internationalistischer Solidarität. Dort wie hier, als Teil der Selbstverteidigungskräfte YPG oder als solidarische Intervetionen hier gegen die regierenden Partner* der Erdogan-Diktatur.

Andrea schrieb am 1. Mai 1997 in den Bergen Kurdistans diesen Satz auf:

„Ich würde mir wünschen, dass es in den Metropolen Bewegungen gäbe, die diesen Krieg angreifen, unmöglich machen würden. Einfach den Nachschub kappen.“ und „Eine militante Bewegung, die die Kriegsmaschine lahmlegt.“​​​​​​​

Deswegen – und erst Recht: Hoch die internationale Solidarität!